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Anschläge auf Kirchen in Deutschland und Europa

7. Juli 2025 / Zukunft2

Entwicklung von Angriffen auf Kirchen und christliche Symbole seit 2015

Angriffe auf Kirchengebäude, christliche Friedhöfe und religiöse Symbole sind in den letzten Jahren in Europa verstärkt in den Fokus gerückt.

Die Bandbreite reicht von Brandanschlägen, Vandalismus und Diebstahl bis hin zu gezielt antichristlicher Symbolik und politisch oder ideologisch motivierten Straftaten.

Insbesondere seit 2015 wird vermehrt über solche Vorfälle in Deutschland und anderen europäischen Ländern berichtet.

Offizielle Stellen – darunter Innenministerien, Polizeibehörden und internationale Organisationen – haben begonnen, entsprechende Straftaten statistisch zu erfassen.

Gleichzeitig warnen Kirchen und Nichtregierungsorganisationen vor einer zunehmenden Intoleranz gegenüber christlichen Einrichtungen und Symbolen.

Dieser Bericht gibt einen umfassenden Überblick über die Entwicklung dieser Phänomene seit 2015, basierend auf belastbaren Quellen (u.a. Bundesministerium des Innern, Bundeskriminalamt, OSZE/ODIHR, Kirche in Not,

Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians).

Zudem werden Trends in ausgewählten europäischen Ländern (Frankreich, Schweden, Spanien, Italien, Österreich) dargestellt, ergänzt durch tabellarische Übersichten, soweit Daten vorliegen.

Abschließend beleuchtet der Bericht typische Täterprofile und mögliche Hintergründe der Taten.

Deutschland: Angriffe auf Kirchen und christliche Symbole seit 2015

Politisch motivierte Straftaten (Hasskriminalität)

In Deutschland werden explizit christenfeindlich motivierte Straftaten seit 2017 im Rahmen der politisch motivierten Kriminalität (PMK) gesondert erfasst.

Die folgende Tabelle zeigt die gemeldeten Fallzahlen pro Jahr (bundesweit, jeweils Gesamtzahlen aller Delikte mit Unterthemenfeld „Christenfeindlich“):

Jahr Anzahl christenfeindlicher Straftaten (PMK)
2016 (nicht separat erfasst)
2017 129
2018 121
2019 64^(*)
2020 172
2021 39^(**)
2022 135
2023 277

^(*) 2019: nur Fälle mit Angriffsziel Kirche/Friedhof/Symbol (zumeist Sachbeschädigung/Vandalismus). Die OSZE registrierte inkl. aller Kategorien 81 Vorfälle in Deutschland 2019.
^(**) 2021: vorläufige Zahl, nur PMK-religiöse Ideologie (islamistisch) erfasste Fälle. Gesamtzahl 2021 dürfte höher liegen (Schätzung im zweistelligen Bereich).

Die Statistik zeigt, dass die Fallzahlen zunächst auf einem relativ niedrigen Niveau starteten (2017 wurden knapp 100 Fälle gemeldet) und bis 2019 sogar zurückgingen. Ab 2020 ist jedoch ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: 2020 wurden 172 einschlägige Vorfälle gezählt – eine Zunahme um etwa 70 % gegenüber dem Vorjahr. 2022 registrierte die Polizei 135 christenfeindliche Straftaten, und 2023 stieg die Zahl laut vorläufigen Angaben sprunghaft auf 277 Fälle. Bundesinnenministerium und BKA führen den jüngsten Anstieg teilweise auf Hasspostings im Internet (z.B. vervielfältigtes Veröffentlichen strafbarer Inhalte) sowie auf die „angespannte weltpolitische Lage“ zurück. Insbesondere im Kontext des Nahost-Konflikts 2023 gab es eine Welle von Droh-E-Mails an kirchliche Stellen mit Bezug auf diesen Konflikt.

Deliktsarten: Bei den christenfeindlichen Delikten handelt es sich überwiegend um Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Propagandadelikte, aber auch vereinzelt um Gewalttaten. Beispielsweise wurden 2017 unter den knapp 100 Fällen ein Tötungsdelikt, neun Körperverletzungen und eine Brandstiftung registriert. 2023 gab es laut BKA rund 55 Fälle von Sachbeschädigung an christlichen Objekten; der Rest entfällt auf Volksverhetzung, Drohungen, Beleidigungen, etc. Gewaltdelikte sind selten, aber vorhanden (z.B. 7 körperliche Angriffe im Jahr 2022).

Motivationen: Die politisch motivierten Taten gegen Christen in Deutschland lassen sich unterschiedlichen Phänomenbereichen zuordnen. Anfangs stammte ein Großteil der Täter aus dem Bereich religiöse Ideologie – hier vor allem islamistisch motivierte Angriffe. 2017 wurden 84 der 129 Fälle (65 %) dem Phänomenbereich PMK-religiöse Ideologie zugerechnet (oft Übergriffe durch muslimische Asylbewerber in Unterkünften).

Anschläge auf Kirchen in Deutschland und Europa Infografik

Anschläge auf Kirchen in Deutschland und Europa Infografik

Hier siehst du eine Infografik zur Entwicklung christenfeindlicher Straftaten (Angriffe auf Kirchen und christliche Symbole) in ausgewählten europäischen Ländern von 2017 bis 2023.

Besonders auffällig:

  • Frankreich bleibt Spitzenreiter mit konstant über 850–1.000 Vorfällen pro Jahr.

  • Deutschland zeigt ab 2020 einen starken Anstieg – 2023 mit 277 Fällen ein Höchstwert.

  • Österreich verzeichnet seit 2020 eine massive Zunahme.

  • Spanien und Italien liegen im mittleren Bereich, aber mit steigender Tendenz.

In den Folgejahren verlagerte sich dies: 2018 waren nur noch 47 Fälle islamistisch motiviert, während der Anteil rechtsextrem motivierter Taten von 20 auf 42 stieg. Im Jahr 2019 wurden sogar jeweils rund ein Drittel der Fälle dem links- bzw. rechtsextremen Spektrum zugeordnet (je ~25 Straftaten), und nur noch 8 Fälle galten als religiös-ideologisch (weiteren 8 fehlte eine klare Zuordnung). Diese Entwicklung zeigt, dass Kirchen und christliche Symbole aus verschiedenen extremistischen Lagern ins Visier geraten können – sowohl von islamistischen Tätern, als auch von Rechtsextremen oder linksautonomen Gruppen, je nach Tatkontext.

Beispielhafte Fälle: Mehrere Angriffe der letzten Jahre sorgten für Schlagzeilen. Im April 2017 wurde in Prien am Chiemsee eine zum Christentum konvertierte Afghanin von einem Islamisten auf offener Straße ermordet. In Berlin ereignete sich 2020 ein Messerangriff auf einen Priester während einer Messe. Andererseits gab es Fälle von Vandalismus durch politisch Linksradikale – etwa Farbschmierereien und Parolen an Kirchen im Zusammenhang mit kirchenkritischen Kampagnen. Die Bandbreite reicht von aufgebrochenen Opferstöcken bis zu Brandsätzen in Kirchenbänken.

Einbrüche, Diebstähle und Vandalismus in Kirchen (Allgemeine Kriminalität)

Nicht jeder Anschlag auf eine Kirche wird als politische Hasskriminalität gewertet – viele Taten sind zunächst Allgemeinkriminalität, etwa Einbruchdiebstähle in Kirchen, Kupferdiebstahl von Dächern, Vandalismus aus Zerstörungswut oder satanistische Schmierereien ohne nachweisbare Organisation. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) differenziert diese Fälle allerdings nicht gesondert nach religiösem Tatort. Eine Auswertung der Landeskriminalämter ergab jedoch, dass bundesweit seit 2010 jährlich über 2.000 Diebstähle oder Einbrüche in Kirchen gemeldet wurden.

Der Höchststand lag 2015 bei 2.598 erfassten Delikten. Seitdem bewegen sich die Zahlen auf hohem Niveau, mit leicht rückläufiger Tendenz: z.B. in Nordrhein-Westfalen wurden 2018 insgesamt 795 Kirchendiebstähle gezählt, 2019 waren es 778. Die Sachbeschädigungen an kirchlichen Orten in NRW sanken von 400 (2018) auf 356 (2019).

Auch andere Länder melden teils Rückgänge bei Kircheneinbrüchen (so verzeichnete NRW 2019 insgesamt 446 Diebstähle in Kirchen, Moscheen und Tempeln – ein Rückgang gegenüber Vorjahren). Diese leichten Rückgänge deuten darauf hin, dass gewöhnliche Diebstahlskriminalität in Gotteshäusern etwas abnimmt – möglicherweise durch verbesserte Sicherheitsmaßnahmen oder geringere Wertgegenstände in unbeaufsichtigten Kirchen.

Gleichzeitig warnen Kirchenvertreter vor einer qualitativen Zunahme von mutwilliger Zerstörung und Entweihung. Jakob Johannes Koch, Kunstbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, konstatiert etwa, dass Vandalismus an religiösen Stätten in Deutschland „krass zugenommen“ habe – sowohl im Ausmaß als auch in der Art der Schändung. Dabei beobachtet er Grundmuster, die weniger auf reinen Vandalismus hindeuten, sondern ideologisch zielgerichtete Motivation vermuten lassen.

Beispiele umfassen gestohlene Jesuskinder aus Krippen, mutwillig eingeworfene Kirchenfenster oder beschädigte Kruzifixe auf Friedhöfen und Gipfelkreuze. Solche Taten – obgleich oft von unbekannten Tätern – wirken wie Angriffe „auf das Allerheiligste“ und verletzen die Gefühle der Gläubigen stark. Kirchexperte Koch fordert die Ermittlungsbehörden auf, bei solchen Mustern genau hinzuschauen und die psychologischen Folgen für die Gemeinde ernst zu nehmen.

Täterprofile und Hintergründe

Die Vielfalt der Täterprofile ist groß. Soweit Täter ermittelt werden konnten, handelt es sich nicht selten um Einzeltäter oder kleine Gruppen ohne festes Netzwerk. Viele Vorfälle bleiben unaufgeklärt, da sie oft nachts und ohne Zeugen stattfinden. Aus den ermittelten Fällen ergibt sich jedoch kein einheitliches Bild, sondern mehrere Typen von Tätern:

  • Religiös motivierte Extremisten: Hierunter fallen vor allem islamistische Täter, die aus Hass auf Christen oder Konvertiten handeln. Beispiele sind Übergriffe in Asylbewerberheimen durch radikalisierte Muslime auf christliche Flüchtlinge (eine Open Doors-Studie dokumentierte 2016 über 700 solche Fälle) oder der erwähnte Mord in Prien. Diese Taten werden vom Staatsschutz als PMK-religiöse Ideologie erfasst.
  • Rechtsextreme und Neonazis: Aus dem rechtsextremen Spektrum richtet sich Gewalt zwar vornehmlich gegen andere Gruppen (Migranten, Juden, Muslime), doch wurden auch Anschläge auf Kirchen bekannt. Mitunter sehen Rechtsextreme die Kirchen als Teil des „Establishments“ oder als Befürworter der Flüchtlingshilfe und greifen sie deswegen an. 2018 z.B. stieg die Zahl rechtsextrem motivierter Kirchenschändungen laut BMI auf 42 Fälle. Hakenkreuz-Schmierereien auf Kirchen oder Friedhöfen kommen immer wieder vor.
  • Linksradikale/Säkulare Aktivisten: Im linken und linksextremen Milieu gibt es antipathische Einstellungen gegenüber der Kirche (etwa wegen ihrer Moralvorstellungen). In einigen Fällen wurden Kirchen von anarchistischen oder antifaschistischen Gruppen vandalisiert, z.B. als „Rache“ für kirchliche Positionen (etwa gegen Abtreibung) – ähnlich wie 2020 in Polen die Kirchen Ziel von radikal-feministischen Protestaktionen wurden. 2019 wurde knapp ein Drittel der christenfeindlichen Vorfälle in Deutschland dem Phänomenbereich PMK-links zugeordnet.
  • Satanisten und okkulte Vandalen: In seltenen Fällen spielen auch satanistische Motive eine Rolle. So wurden in Frankreich mehrfach Satanssymbole an Kirchenschiffen angebracht oder Altäre durch okkulte Rituale entweiht. Solche Täter wollen durch maximale Entweihung – z.B. Hostien-Schändung – schockieren. Auch in Deutschland gab es Einzelfälle von aufgemalten Pentagrammen oder umgestürzten Kreuzen im Rahmen satanistischer „Mutproben“.
  • Jugendliche Vandalen und psychisch Gestörte: Ein beträchtlicher Teil der Kirchenschänder sind weder ideologisch fest verortet noch politisch aktiv, sondern handeln aus Zerstörungsdrang, Langeweile oder persönlicher Frustration. Französische Behörden betonen, dass viele ermittelte Täter jugendliche Vandalen oder verwirrte Einzeltäter sind. Diese zünden z.B. Kerzen an, „um zu sehen, was passiert“, oder demolieren Heiligenstatuen als Mutprobe. Ein Beispiel ist die Brandstiftung zweier Teenager in der Kathedrale von Lavaur 2019 „aus Langeweile“ – die Jugendlichen entschuldigten sich später reumütig. Auch Obdachlose können unbeabsichtigt Brände auslösen (etwa als vermutete Ursache des Feuers in Saint-Sulpice, Paris 2019). Psychisch kranke Täter, die Kirchen aus Wahnvorstellungen heraus angreifen, sind ebenfalls bekannt (hier steht weniger Christenfeindlichkeit als persönliche Erkrankung im Vordergrund).

Zusammenfassend gibt es kein einheitliches Täterprofil. Behörden in Europa verweisen darauf, dass sich Tatmuster oft an aktuellen Ereignissen orientieren: Importierte Konflikte (z.B. der Nahostkrieg, der islamistischen Terror triggert), gesellschaftliche Debatten (z.B. Wut von Abtreibungsbefürwortern gegen die Kirche) oder einfach Gelegenheitsvandalismus spielen hinein.

Entsprechend vielfältig sind die Hintergründe – von gezieltem ChristenHass bis zu opportunistischer Kriminalität. Florian Ripka von Kirche in Not Deutschland mahnt daher, dass die zunehmenden Schändungen ernst genommen werden müssen: „Es ist beschämend und schockierend, dass der Vandalismus auf Gotteshäuser zunimmt. Es ist unverantwortlich, wenn unter falsch verstandener Meinungsfreiheit Symbole des Glaubens in den Schmutz gezogen werden.“.

Die Kirche versucht darauf mit Besonnenheit zu reagieren und fordert eine konsequente Strafverfolgung solcher Taten – einerseits um Nachahmer abzuschrecken, andererseits um das Sicherheitsgefühl der Gläubigen zu stärken.

Europäischer Vergleich: Entwicklungen in ausgewählten Ländern

Übergriffe auf Kirchen und christliche Symbole sind kein rein deutsches Phänomen. Auch in anderen europäischen Ländern – insbesondere in Westeuropa – häufen sich seit Mitte der 2010er Jahre entsprechende Vorfälle. Dabei gibt es teils noch gravierendere Fallzahlen als in Deutschland. I

m Folgenden ein Überblick über die Situation in Frankreich, Schweden, Spanien, Italien und Österreich anhand verfügbarer Daten.

Frankreich

Frankreich verzeichnet mit Abstand die meisten antichristlichen Straftaten in Europa. Laut Innenministerium werden dort jährlich über tausend Vorfälle gegen christliche Stätten registriert – im Schnitt fast 3 pro Tag. Die Zahlen stiegen im letzten Jahrzehnt stark an. 2017 gab es 1.038 Akte von Kirchen- oder Friedhofsschändung, 2018 waren es 1.063 – also erneut ein Höchststand. Diese Größenordnung blieb anschließend relativ konstant: 2019 wurden 1.052 antichristliche Vorfälle offiziell erfasst.

Ein Großteil (über 90 %) sind “actions”, d.h. Sachbeschädigungen und Gewalt gegen Eigentum (z.B. Vandalenakte, Brandstiftungen, Diebstähle), während der Rest Drohungen oder Beleidigungen („menaces“) umfasst. 2020 und 2021 registrierten die Behörden einen leichten Rückgang – vermutlich auch infolge der Pandemieeinschränkungen. So sank die Zahl antichristlicher Taten 2021 auf 857 Fälle. Dennoch bewegt sich das Niveau weiterhin um ein Vielfaches höher als vor 15–20 Jahren. (Zum Vergleich: 2008 wurden in Frankreich knapp 275 derartige Delikte gezählt – seither hat sich die Zahl fast vervierfacht.)

Charakteristik der Taten in Frankreich: Die Vorfälle reichen von alltäglichem Vandalismus bis zu spektakulären Angriffen. Typisch sind geschändete Kirchen – z.B. umgestürzte oder entwendete Kruzifixe, zerstörte Heiligenstatuen, eingeschlagene Fenster und Graffiti an Fassaden.

Anschläge auf Kirchen in Deutschland und Europa

Anschläge auf Kirchen in Deutschland und Europa Cathédrale Notre-Dame de Paris (wohl kein Anschlag – Symbolbild)

Viele Täter entweihen gezielt das, was Gläubigen heilig ist: In mehreren Fällen wurden Tabernakel aufgebrochen und konsekrierte Hostien verstreut oder gestohlen. In Dijon, Nîmes und anderen Orten kam es 2019 zu extremen Schändungen, etwa indem Vandalen mit Kot ein Kreuz an die Kirchenwand malten und geweihte Hostien darin verteilten – Taten, die Gläubige als besonders traumatisch empfinden. Auch Brandstiftung ist ein Thema: 2020 brannte die Kathedrale von Nantes infolge mutmaßlicher Brandstiftung durch einen Kirchenhelfer.

Kleinere Kirchen gingen ebenfalls in Flammen auf (manchmal durch Vandalismus, manchmal durch Unachtsamkeit von Obdachlosen). Die Behörden in Frankreich betonen allerdings, dass nicht alle Vorfälle politisch oder religiös motiviert sind. Viele Fälle von Friedhofsschändung oder Kircheneinbruch werden als Jugendvandalismus gewertet. Die Aufklärungsquote ist niedrig, da häufig keine Täter ermittelt werden können. Bei den bekannten Fällen zeigt sich jedoch ein Muster: Islamistische, rechtsextreme, linksextreme und satanistische Täter konnten identifiziert werden, aber auch geistig verwirrte Einzelgänger und Jugendliche tauchen immer wieder auf.

Die katholische Bischofskonferenz Frankreichs beklagt eine „stille Christianophobie“ in der Gesellschaft. Die Welle an Kirchenschändungen wird dort als Symptom einer wachsenden Entfremdung vom Christentum gedeutet – Kirchen gelten manchen Tätern als „leichte Ziele“ oder Projektionsfläche für Frust. Trotz alledem reagiert die französische Regierung mit Gegenmaßnahmen: der Schutz religiöser Stätten wurde erhöht und Hassdelikte gegen Christen werden statistisch erfasst und verurteilt, ähnlich wie antisemitische Taten.

Schweden

In Schweden ist die Zahl dokumentierter Angriffe auf Kirchen zwar geringer als in Frankreich, doch warnen Experten vor einem Trend. Der Wiener OIDAC-Report 2021 identifizierte Schweden neben Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien als eines der fünf Länder Europas mit den meisten Fällen von steigender Christenfeindlichkeit. Eine Besonderheit in Schweden ist, dass offen antireligiöse Motive oft in subtilerer Form auftreten.

So berichtet der OIDAC von einer “säkularen Intoleranz”, die sich weniger in Gewalttaten, sondern in Schikanen und Respektlosigkeit äußert. Beispielsweise fühlen sich christliche Studenten an Universitäten benachteiligt oder mundtot gemacht. Gleichwohl gibt es auch Vandalismusakte gegen Kirchen: Immer wieder werden historische schwedische Holzkirchen durch Feuer beschädigt. Im Mai 2021 brannte in Älvsbyn (Nordschweden) eine 400 Jahre alte Kirche nach zwei kurz aufeinanderfolgenden Brandstiftungen ab – ein Schock für die Gemeinde. Die Polizei vermutet Brandstiftung, konnte aber bislang keinen Täter präsentieren.

Im Oktober 2020 wurden in Skåne binnen weniger Wochen mehrere Kirchen mit Graffiti („Islam“ und antichristlichen Parolen) beschmiert – hier ergab sich ein islamistischer Hintergrund durch einen Einzeltäter, der verhaftet wurde (dieser Fall floss auch in OSZE-Statistiken ein). Insgesamt fehlen aber in Schweden umfassende amtliche Statistiken speziell zu christenfeindlichen Delikten; viele Vorfälle werden unter allgemeinem Vandalismus verbucht. Christen in Schweden sehen dennoch eine wachsende Feindseligkeit im öffentlichen Diskurs.

Die OIDAC-Studie „Under Pressure“ (2022) nennt Schweden als Beispiel dafür, dass fortschreitende Säkularisierung zu einer schleichenden Ausgrenzung von Christen führen kann – von vandalierten Kirchen bis zu Fällen, in denen etwa christliche Symbole aus öffentlichen Räumen verbannt werden. Die schwedischen Behörden untersuchen solche Entwicklungen vermehrt: 2023 startete eine Bürgerinitiative eine Petition für eine amtliche Dokumentationsstelle gegen antichristliche Hasskriminalität.

Spanien

Spanien weist eine traditionell katholisch geprägte Kultur auf, sieht sich aber ebenfalls mit vermehrten Angriffen auf Kirchen konfrontiert. Laut OSZE-Daten gab es 2019 in Spanien 75 dokumentierte Hassverbrechen gegen Christen – darunter Kirchenvandalismus, Diebstähle und vereinzelt Übergriffe auf Priester. Die folgende Jahre blieben die Zahlen ähnlich im zweistelligen Bereich.

Allerdings gibt es regionale Ausreißer: In Katalonien etwa kam es im Zuge politischer Unruhen 2018/19 zu Sachbeschädigungen an kirchlichen Gebäuden, da einige separatistische oder anarchistische Gruppierungen die Kirche als Teil des zentralspanischen „Establishments“ betrachteten. Ebenso wurden während feministischer Proteste in Spanien (z.B. am Weltfrauentag) vereinzelt Kirchen mit Parolen besprüht oder gestürmt, um gegen die Moralvorstellungen der Kirche zu demonstrieren.

Ein gravierender Vorfall ereignete sich erst im Januar 2023 (außerhalb unseres Hauptzeitraums): in Algeciras tötete ein offenbar islamistischer Täter einen Kirchendiener und verletzte einen Priester mit einer Machete – derartige Gewalttaten sind aber die Ausnahme.

Typischer für Spanien sind Fälle von Schändung und Diebstahl: So wurden 2019 in mehreren spanischen Gemeinden konsekrierte Hostien aus Tabernakeln gestohlen oder verstreut, was gläubige Katholiken stark erschütterte. In Córdoba mussten 2020 über Wochen etliche Kirchen geschlossen werden, weil Unbekannte wiederholt Exkremente vor Altären hinterließen – offenbar um maximalen Ekel zu erzeugen.

Solche Taten werden als Hassdelikte verfolgt, doch die Täter werden selten gefasst. Die katholische Kirche Spaniens spricht von einem Klima wachsender Respektlosigkeit: Traditionelle religiöse Prozessionen wurden mancherorts von Gegendemonstranten gestört, und Kirchenklöster – besonders solche in einsamen ländlichen Gegenden – werden vermehrt Opfer von Metalldieben oder Vandalen.

Insgesamt ist in Spanien eine Polarisierung spürbar: Auf der einen Seite stehen tieffromme Traditionen (Osterprozessionen, Wallfahrten), auf der anderen Seite wächst in linken Milieus eine kirchenfeindliche Stimmung, die sich in symbolischen Provokationen entlädt.

Die Behörden geben sich jedoch Mühe, alle antirreligiosos Straftaten zu erfassen. 2018 meldete das Innenministerium 53 antichristliche Vorfälle; 2019 waren es – wie erwähnt – 75, und für 2020/21 liegen vergleichbare Größenordnungen vor (die genauen Zahlen meldet Spanien freiwillig an die OSZE).

Auch hier gilt: Sachbeschädigung an Kulturgut überwiegt, während direkte Gewalt gegen Personen selten ist. Ein bekannter Fall von 2019 betraf allerdings einen Pfarrer in Madrid, der während der Messe von einer Frau geohrfeigt wurde, die gegen kirchliche Aussagen protestieren wollte. Solche Szenen bleiben Einzelfälle, zeigen aber, dass Antipathien gegenüber der Kirche in Teilen der Bevölkerung offener zutage treten.

Italien

Auch in Italien – Sitz des Vatikans – häufen sich Meldungen über Angriffe auf Kirchen und christliche Symbole. Das OSZE-Hate-Crime-Reporting verzeichnete für 2019 insgesamt 70 antichristliche Vorfälle in Italien, die 2020 auf 113 Fälle anstiegen. Diese Zunahme um über 60 % wird u.a. darauf zurückgeführt, dass 2020 verstärkt Vandalismus durch anarchistische Gruppen stattfand, die während der Corona-Lockdowns Kirchen als „Autoritätssymbole“ attackierten. Zudem kam es 2020 in Italien in Folge hitziger Bioethik-Debatten (z.B. über Abtreibung und Sterbehilfe) zu gezielten Schmierereien an Kirchen durch radikale Säkularisten.

Italien hat wiederholt mit Diebstahl und Zerstörung von Kirchenkunst zu kämpfen. In zahlreichen Dörfern wurden in den letzten Jahren Marien- und Heiligenstatuen mutwillig beschädigt: Allein 2019 meldete die OSZE mehrere Fälle, in denen Madonnenstatuen enthauptet oder zertrümmert wurden. Oft liegen solche Taten im Graubereich zwischen Vandalismus und Hassdelikt – aus Sicht der Gläubigen sind sie klar antireligiös motiviert, auch wenn die Täter vielleicht „nur“ Zerstörungswut ausleben. Spektakulär war ein Einbruch im November 2019 in die Kathedrale von Oloron-Sainte-Marie (nahe der italienischen Grenze in Frankreich): Die Diebe fuhren mit einem Auto die Tür ein und entwendeten kostbare Monstranzen – ein Vorgehen, das auch in Italien Befürchtungen weckte. In Bozen/Südtirol wiederum wurden mehrfach zweisprachige Gebetstafeln auf Berggipfeln von Unbekannten zerstört – möglicherweise aus sprachpolitischen Motiven.

Bemerkenswert ist, dass in Italien Priester und Kirchenmitarbeiter immer wieder Ziel von Aggression werden. 2020 sorgte ein Video für Aufsehen, in dem Jugendliche in einer römischen Vorstadt einen Pfarrer während der Messe mit obszönen Rufen störten und mit Steinen auf die Kirche warfen – Ausdruck von Verachtung gegenüber der Kirche als Institution. Auch sind Fälle dokumentiert, in denen Obdachlose oder Drogenabhängige Kirchen verwüsteten, nachdem sie dort Unterschlupf gesucht hatten. Italiens Bischofskonferenz spricht von einer „schleichenden Entheiligung“: Die Hemmschwelle, in eine Kirche einzudringen und dort Unfug zu treiben, sei gesunken. So musste 2023 in Turin eine Kirche vorübergehend geschlossen werden, da immer wieder Betrunkene in den Bänken randalierten.

Die italienischen Behörden unterscheiden nicht immer explizit „Hass gegen Christen“ – viele Delikte laufen als gewöhnliche Straftaten. Dennoch wird im Jahresbericht des Innenministeriums mittlerweile die Kategorie “atti contro obiettivi cristiani” erwähnt. Fazit: Italien verzeichnet zwar weniger Fälle als Frankreich, aber auch hier ist ein Anstieg von Kirchenschändungen zu beobachten. Die meisten Taten sind Vandalismus oder Diebstahl, oft verbunden mit Respektlosigkeit (Exkremente an Kirchentüren, satanische Symbole an Kirchenschiffen, etc.). Gewalt gegen Personen ist – abgesehen von Einzelfällen – selten. Die regionale Verteilung zeigt Schwerpunkte in großstädtischen Gebieten (Rom, Mailand, Neapel) und in einigen nördlichen Provinzen, wo laizistische Strömungen stark sind.

Österreich

In Österreich wurden in den letzten Jahren ebenfalls vermehrt kirchenfeindliche Vorfälle publik. Eine kleine Zahl militanter „Kirchengegner“ aus dem linksextremen oder islamistischen Spektrum sowie vandalierende Jugendliche sorgen für kontinuierliche Fälle von Schändung und Diebstahl. Nach Auswertung des Observatoriums OIDAC und offiziellen Zahlen steht Österreich im europäischen Vergleich sogar relativ schlecht da: 2022 wurden 189 antichristliche Hassdelikte in Österreich erfasst, damit waren Christen erstmals die am häufigsten angegriffene Religionsgruppe (zum Vergleich: 184 antimuslimische und 102 antisemitische Vorfälle). Diese Zahl umfasst sämtliche polizeilich gemeldeten einschlägigen Delikte, von Sachbeschädigung bis Hasspostings. Sie bedeutet einen deutlichen Anstieg gegenüber früheren Jahren – 2020 lag die Zahl gemeldeter Vorfälle noch im zweistelligen Bereich.

In der Praxis berichtet die österreichische Presse immer wieder über Vorfälle von Vandalismus in Kirchen: Etwa wurden 2020 in Wien in kurzer Zeit mehrere Kircheninnenräume von Unbekannten verwüstet (umgeworfene Bänke, zerstreute Gesangbücher, Kerzenständer umgestoßen). Auch Diebstähle religiöser Kunst sind ein Thema – z.B. wurden 2019 aus einer Kirche in Niederösterreich barocke Engelsfiguren entwendet. Die katholische Kirche Österreichs sieht eine “neue Dimension von Respektlosigkeit”: 2022 wurden in einer Kirche in Wien-Floridsdorf Hostien aus dem Tabernakel gestohlen und auf dem Boden verteilt, was der zuständige Pfarrer als zielgerichtete Entweihung interpretiert. In Salzburg wurden mehrmals Gipfelkreuze auf den umliegenden Bergen abgesägt oder beschädigt, was gläubige Wanderer verunsichert hat.

Ein möglicher Grund für die Zunahme ist auch die importierte Islamistenszene: Nach dem islamistischen Terroranschlag in Wien 2020 verstärkte die Polizei zwar den Schutz jüdischer Einrichtungen, doch auch christliche Kirchen erschienen in Drohvideos von Dschihadisten als potenzielle Ziele. 2021 wurden zwei afghanische Asylwerber verurteilt, weil sie in einer Wiener Kirche randaliert und Kreuze zerstört hatten – sie gaben an, dies „aus Hass gegen Christen“ getan zu haben. Auch rechtsextreme “Identitäre” haben in Graz 2020 eine Aktion durchgeführt, bei der sie vor einer Kirche ein provokatives Transparent entrollten (allerdings ohne Sachschaden).

In Reaktion auf die steigenden Zahlen fordern Abgeordnete (u.a. der ÖVP) in Österreich die Einrichtung einer eigenen Dokumentationsstelle für Christenfeindlichkeit, analog zur bestehenden für antimuslimische und antisemitische Übergriffe. Das Bundeskriminalamt Österreich führt derweil strafrechtlich alle derartigen Fälle – betont aber, dass viele Taten von Trittbrettfahrern ohne ideologischen Hintergrund begangen werden. Dennoch ist die hohe Zahl von 189 (2022) alarmierend und zeigt, dass auch im eher katholisch geprägten Österreich Kirchen kein Tabu für Angreifer mehr darstellen.

Die Recherche zeigt, dass seit 2015 eine anhaltende Gefährdungslage für Kirchengebäude und christliche Symbole besteht, die in mehreren europäischen Ländern sogar zugenommen hat. In Deutschland blieb die Zahl der christenfeindlich motivierten Straftaten zunächst moderat, stieg jedoch in den letzten Jahren deutlich an – 2023 wurde mit 277 Fällen ein trauriger Höchststand erreicht. Zugleich ereignen sich jährlich tausende Diebstähle und Sachbeschädigungen in Kirchen, die meist nicht aus Hass, aber dennoch mit wachsender Respektlosigkeit begangen werden. Frankreich verzeichnet die europaweit meisten Kirchenschändungen – über 1.000 pro Jahr – was auf eine alarmierende „Banalisierung“ der christenfeindlichen Akte hindeutet. Aber auch Länder wie Spanien, Italien und Österreich berichten von Dutzenden bis hunderten Vorfällen jährlich. Schweden und andere nordeuropäische Staaten sehen eher einen subtilen Trend zu Intoleranz und Entweihung als zu massenhafter Gewalt, doch auch dort gab es Brandanschläge auf Kirchen.

Typische Täter sind schwer festzulegen – die Spannbreite reicht vom islamistischen Fanatiker über politisch Extreme beider Lager bis hin zum unpolitischen Vandalen. Die Hintergründe der Taten sind ebenso vielfältig: Antichristliche Hassideologie (etwa von Islamisten oder Satanisten), politischer Protest (etwa radikalfeministische oder rechtsradikale Aktionen), pure Zerstörungswut oder kriminelle Bereicherung. Besonders verletzend wirken auf die Gemeinden jene Vorfälle, in denen religiöse Symbole entweiht werden – dies zeigt sich in Frankreich etwa an den vielen geschändeten Hostien und umgeworfenen Kreuzen.

Offizielle Stellen haben begonnen, das Problem ernster zu nehmen. Die OSZE führt seit einigen Jahren eigene Kategorien für anti-christliche Hasskriminalität, und 2020 wurden europaweit 980 derartige Vorfälle an die OSZE gemeldet – fast 70 % mehr als im Vorjahr. Allerdings beteiligen sich nicht alle Staaten konsequent an der Meldung, sodass die Dunkelziffer höher liegen dürfte. In Deutschland wird das Phänomen seit 2017 statistisch beobachtet, und die Bundesregierung betont, dass jede Form von Christenfeindlichkeit inakzeptabel ist. Neben dem Schutz jüdischer Einrichtungen rückt nun auch der Schutz von Kirchen in den Fokus der Innenbehörden.

Kirchliche Organisationen wie Kirche in Not mahnen, Christen in Europa sollten sich nicht an diese Vorfälle „gewöhnen“. Es gelte, wachsam zu sein und Hassverbrechen gegen Christen ebenso entschlossen entgegenzutreten wie anderen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Der Rote Mittwoch als Aktionstag gegen Christenverfolgung beleuchtet inzwischen auch die Situation in westlichen Ländern. Insgesamt lässt sich sagen: Angriffe auf Kirchen sind zu einem gesamteuropäischen Problem geworden, das sowohl Strafverfolgung als auch präventive Maßnahmen (z.B. bessere Sicherung von Kirchen und Sensibilisierung der Öffentlichkeit) erfordert. Gleichzeitig betonen Kirchenvertreter die Notwendigkeit, trotz aller Provokationen eine „christliche Antwort“ zu geben – also ohne Hass zu reagieren, für Täter zu beten und weiter für Religionsfreiheit einzutreten. Die Entwicklung der letzten Jahre bildet eine Herausforderung für Staat und Gesellschaft: Hier gilt es, das religiöse Kulturerbe Europas vor blinder Zerstörung zu schützen und Gläubigen das Gefühl zu geben, dass ihre Sorge ernst genommen wird. Nur so kann dem Vormarsch der Intoleranz wirksam begegnet werden.

Quellen: Polizei- und Ministeriumsberichte (BMI, BKA), Antworten auf parlamentarische Anfragen, Berichte der OSZE/ODIHR, NGO-Studien (Kirche in Not, OIDAC), sowie Presse- und Agenturmeldungen (Domradio, DW, Vatican News, katholisch.de).