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Frankreich Staatsfinanzen und Wirtschaft

8. September 2025 / Zukunft2

Frankreich – wie steht es um die Staatsfinanzen und die Wirtschaft

1. Finanzlage: Schulden, Defizite und Dringlichkeit

Verschuldung auf hohem Niveau

Frankreich’s Staatsverschuldung liegt zwischen 113 % und 114 % des BIP – damit befindet es sich unter den Spitzenreitern der EU und ist nur noch knapp hinter Italien und Griechenland angesiedelt (The Guardian, Wikipedia, The Times).

In absoluten Zahlen beläuft sich die Verschuldung auf rund 3,3 Billionen Euro (ZDFheute, Wikipedia).

Defizitentwicklung und Prognosen

Der Haushalt war 2024 mit einem Defizit von etwa 5,8 % belastet, weit über dem Euro-Ziel von maximal 3 % (The Guardian, Al Jazeera, Economy and Finance, Reuters).

Prognosen der EU-Kommission sehen das Defizit minimal auf 5,6 % im Jahr 2025 sinken, um dann 2026 wieder leicht auf 5,7 % anzusteigen. Die Staatsverschuldung soll im selben Zeitraum auf 118,4 % klettern (Economy and Finance).

Steigende Schuldenkosten

Die Kosten für neue Staatsanleihen sind nun auf dem Niveau Italiens – eine historische Verschiebung:

Frankreich gilt traditionell als finanzpolitisch weniger riskant, doch seit kurzem rücken die Renditen enger zusammen (Financial Times).

2. Reformvorhaben und politische Stolpersteine

Der „Bayrou-Plan“: Sparen mit Kontroversen

Premierminister François Bayrou hat ein umfassendes Austeritätsprogramm im Volumen von fast 44 Milliarden Euro angekündigt.

Frankreich Staatsfinanzen und Wirtschaft

Frankreich Staatsfinanzen und Wirtschaft

Geplant sind Einsparungen bei Staatsausgaben (z. B. zwei Feiertage streichen, Verwaltung verschlanken) sowie neue Einnahmen durch Steueranpassungen oder gegen Steuerbetrug gerichtete Maßnahmen (Reuters, The Times, Financial Times).

Ziel: Defizit von 5,8 % 2024 → 4,6 % bis 2026 → 3 % bis 2029 (Reuters, The Times).

Politische Blockade und Vertrauensfrage

Die politische Umsetzung ist jedoch höchst fragil. Bayrou selbst brachte die Vertrauensfrage im Parlament zur Abstimmung – eine riskante politische Strategie (Financial Times, AP News, The Guardian, Wikipedia). Führende Parteien von links bis rechts lehnen seinen Plan ab (AP News, The Guardian).

Der Ministerpräsident steht kurz vor dem Sturz – ein Misstrauensvotum ist wohl möglich (The Guardian, Financial Times).

Marktreaktionen

Die politischen Unsicherheiten wirken sich unmittelbar auf den Finanzmarkt aus: Anleiheurteile steigen, Anleger zeigen Nervosität, Frankreich verliert seinen einstigen “sicheren Hafen”-Status (Reuters, Financial Times, The Times).

3. Wirtschaftliche Lage & mittelfristige Aussichten

Wachstum und Inflation

Das reale Wirtschaftswachstum schwächte sich 2025 auf nur etwa 0,6 % ab, erwartete Erholung auf 1,3 % in 2026 (Economy and Finance). Die Inflation soll 2025 unter 1 % bleiben – ebenfalls förderlich für die Kaufkraft (Economy and Finance).

Arbeitsmarkt

Trotz der Abkühlung ist die Arbeitslosenquote moderat stabil (~7,9 % in 2025, leicht sinkend 2026) (Economy and Finance).

Ursachen für Schwäche

Wachstumslimitierende Faktoren:

  • Sparmaßnahmen reduzieren Nachfrage
  • Globale Wirtschaftsunsicherheiten bremsen Exporte und Investitionen
  • Ebenso belasten hohe Sozialleistungen und ineffiziente Ausgaben langfristige Produktivität (The Guardian, euronews, Economy and Finance).

Entwicklungschancen

Langfristige Stärkung gelingt über Innovation, Produktivität und Modernisierung: digitaler Ausbau, Bürokratieabbau, Innovationsförderung (z. B. KI, Cybersecurity), Energie-Investitionen (Nuklear, Wasserkraft) (Reuters, OECD).

4. Am Scheideweg – Reformdruck trifft Reformstau

Frankreich steht unter massivem fiskalischem Druck – hohe Schulden, Klimmzug bei den Kosten, schwaches Wachstum. Die Regierung versucht mit rigorosen Reformen gegenzusteuern, ist aber politisch extrem angeschlagen. Ein reformpolitisches Patt droht, das die ökonomische Lage weiter verschärfen könnte.

Ohne Kompromiss und politisches Handeln droht ein Teufelskreis aus steigenden Kosten, wachsender Schuldenlast und wachsender Instabilität – mit weitreichenden Folgen für Frankreich und potenziell die Eurozone (The Guardian, Reuters, Financial Times, FAZ.NET).

Foto: Audrius/ adobe.com