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OECD fordert Umverteilung in Deutschland

24. Juni 2025 / Zukunft2

OECD fordert Umverteilung: Vermögen stärker besteuern, Arbeit entlasten

Deutschland zwischen fiskalischem Reformstau und wachsendem Zugriff auf Substanz

Wer in Deutschland arbeitet, zahlt. Wer vererbt, verkauft oder besitzt – weniger.

Für die OECD ist das ein Strukturproblem. Im aktuellen Länderbericht zu Deutschland fordert die Organisation einen klaren Kurswechsel in der Steuerpolitik – weg von der Belastung der Arbeit, hin zur gezielteren Besteuerung von Kapital, Immobilien und Erbschaften.

Was wie eine technische Empfehlung klingt, ist in Wahrheit ein Signal an alle Eigentümer, Vermögensverwalter und Unternehmer:

Die internationale Debatte über gerechte Steuerlasten wird zunehmend zur Debatte über Zugriffsstrategien auf Vermögen.

Körperschaftsteuer runter – aber reicht das für Wachstum?

Die schwarz-rote Bundesregierung plant Investitionsanreize durch temporäre Sonderabschreibungen und eine Körperschaftsteuer-Senkung von 15 auf 10 Prozent bis 2033. Ziel: Wachstumsimpulse für Unternehmen.

Doch die OECD bleibt skeptisch. Zwar könnten Unternehmen profitieren, aber der steuerliche Rückgang in der Staatskasse dürfte erheblich sein. Stattdessen empfiehlt die Organisation ein anderes Gleichgewicht: Arbeit entlasten, Kapital stärker in die Pflicht nehmen.

Für strategisch orientierte Anleger bedeutet das: Steuerliche Privilegien geraten ins Visier der Strukturpolitik

Im Visier: Immobiliengewinne, Erbschaften, Betriebsvermögen

Besonders deutlich wird der Bericht bei bekannten „stillen Steuerprivilegien“:

  • Immobilienverkäufe nach zehn Jahren steuerfrei? Laut OECD: streichen.
  • Niedrige Grundsteuer im EU-Vergleich? Laut OECD: erhöhen.
  • Erbschaftsfreibeträge und Betriebsvermögensbefreiungen? Laut OECD: senken.

Begründung: Diese Regelungen würden leistungslose Vermögenszuwächse begünstigen und gleichzeitig Einnahmelücken in den öffentlichen Haushalten vergrößern.

Für Vermögensinhaber heißt das: Was heute noch Bestandsschutz hat, könnte morgen politisch neu bewertet werden.

Familienmodelle und Teilzeit: Ehegattensplitting auf dem Prüfstand

Die OECD nennt auch das Ehegattensplitting als Reformbaustelle.

Durch ein Realsplitting mit zusätzlichen Kinderfreibeträgen könnten 59.000 Vollzeitstellen mobilisiert werden – ein Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels.

OECD fordert Umverteilung in Deutschland

OECD fordert Umverteilung in Deutschland

Doch die Bundesregierung winkt ab.

CDU-Wirtschaftsministerin Katherina Reiche machte deutlich: „Eine Abschaffung des Ehegattensplittings ist nicht in Planung.

Hinter den Kulissen dürfte jedoch klar sein: Strukturelle Modelle, die Vermögen oder Teilzeit steuerlich begünstigen, stehen unter Beobachtung.

Minijobs, Rente mit 63, Frühverrentung – auch das ist Teil des Problems

Der Bericht bleibt breit in seiner Kritik:

  • Minijobs sollten künftig auf Schüler und Studierende beschränkt werden.
  • Rente mit 63 ohne Abschläge sei teuer, ineffizient und volkswirtschaftlich kontraproduktiv.
  • Anreize zur Frühverrentung statt Erwerbsbeteiligung müssten überdacht werden.

Auch hier bleibt der politische Wille zur Reform schwach – nicht zuletzt, weil es um die Kernwählerschaft von Union und SPD geht.

Was bedeutet das für Eigentum und Vermögensschutz?

Für Vermögende, Familienunternehmer und Investoren ist der OECD-Bericht ein Weckruf. Denn:

  • Kapital wird nicht enteignet. Es wird „angepasst“ – steuerlich, stückweise, legitimiert.
  • Substanzbesteuerung über Grundsteuer, Erbschaftsteuer oder Bewertungsneuansätze ist politisch anschlussfähig – gerade in Zeiten von Haushaltslöchern.
  • Vermögensstrukturen, Stiftungen, länderübergreifende Planung werden zur Schutzstrategie, nicht zum Steuersparmodell.

Kurz: Der Zugriff wird vorbereitet. Nicht plötzlich. Sondern gut begründet.

Die Richtung ist klar – jetzt kommt es auf die Vorbereitung an – OECD fordert Umverteilung in Deutschland

Die Bundesregierung mag auf Zeit spielen. Die OECD nicht.
Ihr Bericht ist kein Gesetz – aber ein politisches Drehbuch, das gelesen werden will.

Wer Eigentum hält, sollte 2024 nicht mehr nur verwalten – sondern denken, planen und schützen.
Denn das nächste Steuerpaket kommt bestimmt. Die Frage ist nur: Wer steht dann auf der Liste – und wer steht außen vor?

🔒 Zukunft2.com analysiert, was auf Entscheider, Unternehmer und Eigentümer politisch zukommt – bevor es zum Gesetz wird.

Foto: Achim Wagner/ adobe.com