Schulfehltage steigen
Schulfehltage steigen – und drücken die Abschlussnoten
Englische Daten als Warnsignal für Deutschland
Die Zahl der Fehltage an Schulen ist seit der Corona-Pandemie spürbar gestiegen – sowohl in Berlin als auch international. Besonders alarmierend:
Eine neue Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt anhand englischer Daten, dass jeder einzelne Fehltag die Abschlussnoten messbar verschlechtert.
Was für England belegt ist, dürfte auch in Deutschland gravierende Folgen haben – nur fehlen hierzulande bislang die nötigen Daten.
Fehlzeiten in Berlin: Von 6,5 auf 9 Prozent
In Berlin hat sich die Quote der Fehlzeiten in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 seit der Pandemie von rund 6,5 auf etwa 9 Prozent pro Schuljahr erhöht.
Damit liegt die Hauptstadt auf einem ähnlich hohen Niveau wie England. Anders als in Deutschland werden dort jedoch seit Jahren detaillierte Statistiken zu Abwesenheiten und Lernerfolgen geführt.
Studie zeigt klaren Zusammenhang: Jeder Fehltag zählt
Die Forscher des DIW, gemeinsam mit Wissenschaftlern der University of Glasgow und der University of Strathclyde, haben die englischen Daten ausgewertet – mit einem eindeutigen Ergebnis: Jeder versäumte Schultag wirkt sich negativ auf die Abschlussnoten aus, egal ob die Fehlzeit entschuldigt war oder nicht.
So entspricht ein Anstieg der Fehlquote um zehn Prozentpunkte im Durchschnitt einem Abrutschen um sechs Plätze in einer Rangliste von 100 Schülern. Besonders kritisch sind dabei die ersten Schuljahre sowie die Phase zwischen der 6. und 10. Klasse, in der Grundlagen gefestigt werden.
„Mehr Fehltage spiegeln sich in den Prüfungsergebnissen wider – die negativen Effekte lassen sich langfristig kaum aufholen“, warnt Jascha Dräger vom DIW.
Folgen reichen weit über Schulnoten hinaus
Die Studie bestätigt, was viele Lehrer aus Erfahrung kennen: Fehlzeiten bedeuten nicht nur kurzfristige Lernlücken. Langfristig wirken sie sich auch auf die gesamte Bildungs- und Erwerbsbiografie aus.
Wer in seiner Schulzeit häufiger gefehlt hat, erreicht im Schnitt niedrigere Bildungsabschlüsse und erzielt später ein geringeres Einkommen.
Damit verstärken Fehlzeiten soziale Unterschiede – und können für Betroffene einen dauerhaften Nachteil im Berufsleben bedeuten.
Deutschland: Kaum verlässliche Daten
Während England über ein ausgefeiltes Monitoring verfügt, werden Schulfehltage in Deutschland nur punktuell erfasst. Verlässliche Statistiken gibt es derzeit lediglich in Berlin und Thüringen – und selbst dort fehlen Verknüpfungen zwischen Fehlzeiten und Leistungsdaten.
Die Wissenschaftler fordern daher: Fehltage müssen bundesweit systematisch erfasst und veröffentlicht werden. Nur so könne Politik und Bildungsverwaltung gezielt gegensteuern.
Handlungsempfehlungen: Schulen stärken und Fehlzeiten senken
Aus den Ergebnissen ergeben sich zwei zentrale Forderungen:
- Bessere Datenerfassung: Bundesweit einheitliche Erfassung von Fehltagen, damit Probleme frühzeitig erkannt und Vergleiche möglich werden.
- Gezielte Unterstützung: Schulen müssen finanziell und personell so ausgestattet werden, dass versäumte Inhalte systematisch nachgeholt werden können – etwa durch individuelle Lernpläne, Förderprogramme oder schulorganisierte Nachhilfeangebote.
Schon bestehende Konzepte zur Verringerung von Fehlzeiten müssten konsequent umgesetzt werden, betonen die Studienautoren. Nur so lasse sich verhindern, dass Abwesenheiten zur Bildungsfalle werden.
Schulfehltage steigen – Warnsignal für das deutsche Bildungssystem
Das Beispiel England zeigt: Jeder Fehltag hat Konsequenzen. Für Deutschland bedeutet das eine klare Handlungsaufforderung. Ohne bessere Datenerhebung, ohne konsequente Nachholangebote und ohne zusätzliche Ressourcen drohen die gestiegenen Fehlzeiten zu einem dauerhaften Problem für Schüler – und letztlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft.

